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ISSA VS 2020

Aktualisierte Wiederaufnahme

Kennst du die Geschichte von Kodjo Awusi, dem Mann, der ohne Papiere durch Berlin hetzt und gleichzeitig Jäger und Gejagter ist? Nein?

Ich kenne sie. Und ich werde sie dir jetzt erzählen.

 

Issa Brinkmöller ist Betreiberin eines Frisörsalons für Menschen mit schwarzem und lockigem Haar. In ihren Salon kommen Menschen mit Haaren hinein und gehen mit einer Krone hinaus. Im Hinterzimmer ihres Geschäfts hat sie einen Treffpunkt eingerichtet; der Versuch, einen safer space zu schaffen, für all die Menschen, die von da draußen, einer Welt voller weißer Vorherrschaft, eine Pause brauchen. Für all die Menschen, die sich freuen würden, wäre Arielle Schwarz oder die nicht erst seit dem Mord an George Floyd oder dem Attentat in Hanau gegen Rassismus kämpfen. Für all die Menschen, die ein Trauma haben, eben weil all das passiert oder nicht passiert. Für all die Menschen, für die Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Hier trifft sie auch Kodjo. Er wird ihr bester Freund. Kodjo lebt seit ein paar Jahren ohne Papiere in Berlin. Aber eigentlich hat er es sich in dieser Situation ganz gut eingerichtet. Nur fürs Träumen vom Auswandern nach Mallorca oder naja, von einer eigenen Wohnung oder einem Job als Historiker, bleibt nicht mehr so viel Zeit, seitdem er sich ständig vor der Polizei verstecken muss. Und eines Abends wird ihm auch noch der letzte Traum genommen – der Traum von der Hoffnung: Denn er beobachtet aus dem Fenster seiner Unterkunft den Mord an einer Frau. Als er ihr helfen will, ist es nicht nur zu spät für sie, sondern auch für ihn. Er wird am Tatort gesehen. Und damit zum Gejagten eines Systems, das ihn, den Schwarzen Mann, nicht für unschuldig erklären wird, solange es so ist, wie es ist. Und er hat nur eine Chance: selbst der Jäger des echten Mörders zu werden. Ein Film? Nein. Kodjos Realität.

 

Und Issa? Issa ist jetzt da und hat Zeit. Sie hat sich extra schön gemacht für Dich. Und sie will Dir Kodjos Geschichte erzählen, während sie Champagner ins Meer zu den Ahnen gießt. 

 

Premiere: 14.09.2023, theaterperipherie Frankfurt

 

 

mit: Mirrianne Mahn

Regie: Hannah Schassner

Text/Bühne/Kostüm/Konzept: Mirrianne Mahn und Hannah Schassner

Assistenz: Joy Owie & Liana Barth

Musik: Max Clouth

Fotos: Mandanography 

 

Pressestimme:

„Ergänzt von einer nüchternen Stimme aus dem Off wechselt die Erzählung zwischen Rückblenden, Reflexionen über rassistische Gewalt, den oft unterschwelligen Alltagsrassismus, Schilderungen der letzten Lebenstage Kodjos sowie der direkten Ansprache an ein unsichtbares Gegenüber. […] Wieder beeindruckt Mirrianne Mahn als Issa: mal plaudernd, mal wütend-verzweifelt anklagend, mal fassungslos angesichts der Ungerechtigkeiten. […] Die Namen der Toten, die Ereignisse in Amerika, Hanau und andernorts werden in dem Stück mit der Geschichte Kodjos zu einem stimmigen Ganzen verwoben, der Schock über die Morde in Hanau klingt nach. Womöglich wirkt die neue Fassung dadurch noch bedrückender und aufwühlender als die ursprüngliche.“

(FAZ, Matthias Bischoff, 22.09.23)